Biathlon-Teamarzt Dr. Filipovic: „Natürlich fiebert man während der Wettkämpfe mit“

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Feb
Foto von Dr. Filipovic mit 4 Skirennfahrern in Skibekleidung

Am 11.02.2025 erschien folgender Beitrag zu Dr. Marcel Filipovic bei PNP.de:

Biathlon-Fans aus aller Welt blicken ab 12. Februar nach Lenzerheide: Dort kämpfen die besten Athleten bis 23. Februar um die WM-Medaillen. Für die Sportler ist der Höhepunkt des Winters, auf den sie sich monatelang vorbereiten. Um bei den Podestplätzen ein Wörtchen mitreden zu können, zählen nicht nur Training, Wille und Talent. Es geht auch darum, auf den Tag genau fit und gesund zu sein. Dafür haben die Teams zahlreiche Betreuer, wie Physiotherapeuten und Ärzte. Einer davon ist Dr. Marcel Filipovic. Der Südtiroler, der mit seiner Familie in Traunstein lebt, ist für die italienische Mannschaft zuständig. Aber der Mediziner kümmert sich auch um den ein oder anderen deutschen Skijäger – wie etwa die große Medaillenhoffnung Franziska Preuß.

„Natürlich fiebert man während der Wettkämpfe mit den Athleten mit und ist emotional dabei“, erklärt Filipovic. „Man kennt sich schließlich gut und weiß, welche schwierigen Phasen sie zum Teil schon durchgemacht haben, die man öffentlich nicht immer mitbekommt.“ Seit 2021 ist der 46-Jährige Mannschaftsarzt der Italiener. Außerdem ist er offizieller Stützpunktarzt der DSV-Biathleten in Ruhpolding. Das bedeutet: Wenn die Sportler krank oder verletzt sind, können sie sich zu jeder Tages- und Nachtzeit melden und bei ihm in der Praxis vorbeischauen. Zu seinen Aufgaben kam er durch Prof. Dr. Rupert Ketterl vom Klinikum Traunstein, der ihn vor über zehn Jahren gefragt hat, ob er nicht im Notarztteam Biathlon in der Chiemgau-Arena mitarbeiten möchte. So knüpfte Filipovic Kontakte – und es kam eines zum anderen.

Schon als Jugendlicher sportbegeistert

Aufgewachsen ist der Südtiroler in Mals. „Ich bin schon immer sportbegeistert. Als Jugendlicher bin ich FIS-Skirennen gefahren. Außerdem habe ich bei meinem Heimatverein unter anderem in der Landesliga Fußball gespielt.“ Nach seinem Medizinstudium in Innsbruck arbeitete er im Juliusspital in Würzburg, ehe er 2011 ans Traunsteiner Klinikum wechselte. „Die Berge haben mir gefehlt“, nennt er als Grund dafür. Mittlerweile ist er in der Region verwurzelt und wohnt mit seiner Frau sowie den drei Kindern in Traunstein. Seit 1. Oktober ist der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie beruflich in der Gemeinschaftspraxis OUCC an den Standorten Trostberg und Traunstein tätig. „Biathlon ist für mich eine Aufgabe nebenher“, für die er extra freie Tage bekommt. Damit das so funktioniert, „bin ich meinem Arbeitgeber sehr dankbar, der mir entgegenkommt, und logischerweise meiner Frau, die mir den Rücken freihält“, betont Filipovic. Im Sommer ist er bei drei bis vier Trainingslagern dabei, bei den HIT-Einheiten, also den besonders intensiven Trainings. „Das ist meistens am Wochenende“, so der Italiener. Außerdem ist er im Wechsel mit seinen Kollegen bei einigen Weltcups vor Ort, in diesem Winter waren es bisher mit Hochfilzen, Oberhof und Ruhpolding drei. Dazu kommt noch Pokljuka (10. bis 16. März) und nun die erste WM-Woche in der Schweiz.

Tommaso Giacomel einer seiner Schützlinge

Einer der Stars im italienischen Team, das immer wieder aufhorchen lässt, ist aktuell Tommaso Giacomel. In Ruhpolding feierte der 24-Jährige mit einem fehlerfreien Schießen im Einzel seinen ersten Weltcup-Erfolg. Dazu kamen zuletzt noch 3. Plätze in Sprint und Verfolgung bei der WM-Generalprobe in Antholz. Seine Chancen in Lenzerheide? „Wenn er fit bleibt und wiederholt, was er in den letzten Wochen gezeigt hat, dann bin ich zuversichtlich, dass er vorne dabei sein wird“, meint Filipovic. „Das Potenzial hat er. Man muss schauen, was rauskommt. Es muss alles zusammenpassen.“ Bei den Damen ist Dorothea Wierer schon lange im Weltcup-Geschehen dabei und feierte zahlreiche Erfolge. Unter anderem holte die 34-jährige, zweimalige Gesamtweltcupsiegerin vier WM-Titel sowie dreimal Olympia-Bronze. In dieser Saison waren zwei 4. Ränge in Einzelbewerben (Massenstart und Sprint) die besten Platzierungen. Filipovic: „Für das, dass sie schon zu den Älteren zählt, hat sie viele gute Leistungen, auch läuferisch gebracht. Bei der WM gibt es eigene Regeln, es kann alles passieren. Lassen wir uns überraschen.“ Eine, die in der Schweiz fehlt, ist Wierers Teamkollegin und Vorjahres-Gesamtweltcupsiegerin Lisa Vitozzi, die sich einige Zeit mit Rückenproblemen plagte. Trotz Therapien und Physio habe die 30-Jährige immer wieder Schmerzen gehabt. „Irgendwann ist der Zeitpunkt da, an dem man sagt – auch wegen des Trainingsrückstands – es lohnt sich nicht für die Saison“, berichtet ihr Mannschaftsarzt. Deshalb fiel die Entscheidung, diesen Winter nicht mehr zu starten und sich stattdessen voll und ganz auf die neue Saison vorzubereiten. Denn dann stehen schließlich die Olympischen Spiele in Italien an.

Olympische Wettkämpfe 2026 in Antholz

Die Vorfreude auf Olympia in der Heimat sei groß, so Filipovic. Die Biathlon-Wettkämpfe gehen in Antholz über die Bühne. „Darauf wurde trainingsplanmäßig in den letzten Jahren hingearbeitet. Es ist ein entsprechender, aber gesunder Druck. Alle sind motiviert. Ich muss schauen, dass ich meinen Part erledige und dass alle fit und gesund bleiben. Das, was ich beitragen kann, werde ich beitragen. Der Rest liegt in den Händen der Athleten.“ Für den Südtiroler sind es nicht die ersten Winterspiele. „Ich war auch in Peking dabei. Das Olympische Dorf war recht nett, aber wegen Corona waren alle mit Maske unterwegs. Außerhalb gab es nichts, jeden Tag musste man einen Corona-Test machen. Ich freue mich auf ‚normale‘ Olympische Spiele. Und das auch noch im Heimatland, das ist schon was Besonderes. So etwas kann man nur einmal erleben.“

Auch Franziska Preuß möchte Edelmetall

Edelmetall gewinnen möchte dann auch Franziska Preuß, das derzeit heißeste Eisen im deutschen Feuer. Auch die Ruhpoldinger Stützpunkt-Athletin wird von Filipovic betreut. „Man weiß, was dahinter steckt, und hat alles mitbekommen. Sie hatte es nicht einfach, hatte einen Infekt nach dem anderen“, so der 46-Jährige über die bisher erfolgreichste Biathletin des Winters. „Wenn sie fit ist, sieht man, was sie erreichen kann.“ Anders sah es zum Beispiel noch vor zwei Jahren aus, als Preuß bei der Heim-WM in Oberhof nicht mitkämpfen konnte und stattdessen drei Wochen Auszeit nahm und alleine im Urlaub in Thailand war. „Sie hat das richtig gemacht. Sie kennt ihren Körper am besten und weiß, was sie zu tun hat. Das, was sie jetzt abliefert – Hut ab“, so Filipovic.

Quellenangabe: Trostberger Tagblatt, Traunreuter Anzeiger, Südostbayerische Rundschau